ELO-Trendumfrage: Was Trainer wirklich wollen

Raphael Werder | 14.03.2024 | Lesezeit 5 Minuten

Quelle: Exzellente Lernorte

Das Wichtigste in Kürze

Exzellente Lernorte (ELO) setzt sich dafür ein, die Weiterbildungswelt zu gestalten und hat eine Umfrage zur Wirksamkeit von Präsenz- und Online-Formaten sowie hybriden Veranstaltungen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass reine Präsenzveranstaltungen bevorzugt werden, während Online-Formate vor allem für Wissensvermittlung positiv bewertet werden. Hybride Formate werden aufgrund ihrer Komplexität und Effizienz als weniger geeignet angesehen. Eine gute Vorbereitung und Kommunikation zwischen Veranstaltungsplanern, Hotels und Trainern sind entscheidend für den Erfolg von Weiterbildungsveranstaltungen.

Gemeinsam die Weiterbildungswelt von morgen gestalten – so lautet ein Motto der Kooperation „Exzellente Lernorte“ (ELO), in der sich derzeit 21 herausragende Tagungshotels versammeln, die sich zum Ziel gesetzt haben, Trendsetter in der deutschen Tagungshotellerie zu sein. Der erste Schritt des gemeinsamen Gestaltens ist ein offener Austausch auf Augenhöhe aller an Weiterbildung Beteiligter, also neben Tagungsprofis in den Hotels auch Tagungsplaner, Personalentwickler, Seminarleiter und Trainer. ELO sehen die leider immer wieder bei der Planung von Tagungen vernachlässigten Seminarleiter und Trainer als unverzichtbares Puzzlestück, um Lernziele erreichen und perfekte Tagungserlebnisse kreieren zu können. Um das Bewusstsein für das Thema Trainer-Kommunikation sowie für die Bedürfnisse von Trainern bei Tagungsplanern und Personalentwicklern zu schärfen, starteten die ELO 2023 eine groß angelegte Umfrage, die ab sofort jährlich durchgeführt und deren Ergebnisse öffentlich gemacht werden sollen.

Präsenz, Online, Hybrid

Thema der ersten ELO-Trainer-Trendumfrage, die mit über 400 Rückmeldungen eine starke Resonanz erzielte, war die Wirksamkeit von Präsenz- im Vergleich zu Online-Formaten in Bezug auf die Weiterbildungsfelder „Persönlichkeitsentwicklung“, „Teamentwicklung“ und „Wissensvermittlung“ sowie die besonderen Herausforderungen hybrider Formate. Hintergrund ist, dass die Corona-Jahre Trainer und Unternehmen zwangen, zumindest Teile ihrer Seminare in Online-Formaten abzuhalten. Was hat dabei wie gut funktioniert? Und was davon ist geblieben? Werden jetzt, da Präsenzveranstaltungen längst wieder möglich sind, bestimmte Formate weiterhin online angeboten? Und als wie sinnvoll schätzen dies erfahrene Seminarleiter ein?

Welchen Stellenwert haben Onlineformate?

Die überwiegende Mehrheit der Trainer ist nach den Corona-Jahren wieder zu Präsenzveranstaltungen übergegangen. Dennoch zeigt das Umfrageergebnis, dass viele auf Online-Angebote als Ergänzung nicht mehr verzichten möchten. Für 39 Prozent der Befragten machen Präsenzformate 80 bis 100 Prozent der durchgeführten Veranstaltungen aus. Dementsprechend stellen Online-Formate hier nur 0 bis 20 Prozent dar. 25,5 Prozent der Trainer machen 60 bis 80 Prozent ihrer Veranstaltungen in Präsenz. Bei 21,5 Prozent der Befragten halten sich Präsenz- und Online-Formate die Waage. 9 Prozent machen deutlich mehr Online als Präsenz, 5 Prozent scheinen sich auf Online spezialisiert zu haben. Eine anschauliche Grafik hierzu sowie weitere Schaubilder und alle Umfrageergebnisse sind einsehbar im Original-Artikel auf der unten verlinkten Webseite der Exzellenten Lernorte.

Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage

Nach der Durchführbarkeit und der Wirksamkeit von Persönlichkeitsentwicklungen sowohl online als auch in Präsenz gefragt, geben knapp 80 Prozent an, Persönlichkeitsentwicklung gelinge in PRÄSENZ „sehr gut“, 8 Prozent meinen „eher gut“, 3 Prozent stimmen für „teils / teils“. Dass Persönlichkeitsentwicklung in ONLINE-Formaten „sehr gut“ gelinge, meinen dagegen nur 10 Prozent der befragten Trainer. Für „eher gut“ votierten 22 Prozent. Die Mehrheit von 29 Prozent versammelte sich auf der Antwortmöglichkeit „teils / teils“, für „eher schlecht“ stimmten 19 Prozent, für „sehr schlecht“ 9 Prozent der Befragten.

Im Bereich „Teamentwicklung“ fiel das Ergebnis noch deutlicher aus: Dass diese in PRÄSENZ „sehr gut“ gelinge, davon sind 85 Prozent überzeugt. „Eher gut“ sagen noch 6 Prozent, für „teils / teils“ stimmten lediglich 2 Prozent. Bei Teamentwicklung im VIRTUELLEN Raum sagen 32 Prozent, dass sie „eher schlecht“ gelinge. 27 Prozent stimmen immerhin noch für „teils / teils“, 15 Prozent sagen „sehr schlecht“. Dass Teamentwicklungsmaßnahmen virtuell doch „eher gut“ gelingen, meinen lediglich 11 Prozent der Trainer. Für „sehr gut“ votieren 4,5 Prozent.

Deutlich anders verhält es sich im Bereich „Wissensvermittlung“: Dass diese in PRÄSENZ „sehr gut“ gelingt, davon sind 82,5 Prozent überzeugt. 9 Prozent meinen „eher gut“, 5,5 Prozent stimmen für „teils / teils“. Dass Wissensvermittlung in ONLINE-Formaten „sehr gut“ gelingt, sagen 40,5 Prozent der Umfrageteilnehmer. 32 Prozent meinen „eher gut“, 16 Prozent „teils / teils“. Nur 3,5 Prozent sagen, es gelinge „eher schlecht“, 1 Prozent gar „sehr schlecht“.

Hybride Formate: ein zweischneidiges Schwert

Nicht nur reine Webinare, sondern auch hybride Formate erhielten durch Corona einen Aufschwung. Viele Trainer sahen sich gezwungen, solche Möglichkeiten auszutesten –59 Prozent gaben an, hybride Veranstaltungen geleitet zu haben. Dabei kristallisierte sich heraus, dass das größte Problem weder vom Trainer selbst noch vom Hotelteam oder den Teilnehmern gelöst werden kann. Denn auf Platz 1 der Herausforderungen für Seminarleiter steht nicht, wie vielleicht vermutet, die Technik – es ist das Format selbst: alle Teilnehmer im Blick zu haben, sie einzubinden und ihre Aufmerksamkeit zu halten. Verständnisschwierigkeiten, fehlende Mimik und Emotionen der Zugeschalteten sowie die fehlende Verbindung in der Gruppe führen zu einem zähen Vorankommen, zu Missverständnissen und zu einer seltsamen Gruppendynamik, die dem Erreichen des Lernziels nicht zuträglich ist. Alle Antworten und Grafiken hierzu finden sich ebenfalls im unten verlinkten Original-Artikel.

Was Personalentwickler berücksichtigen sollten

Die Ergebnisse der ELO-Trainer-Trendumfrage 2023 zeigen, dass Online- und hybride Formate rückläufig sind – und dass dies aufgrund der schlechten Erfahrungen in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung und Teamentwicklung auch begrüßenswert ist. Mit reiner Wissensvermittlung im virtuellen Raum dagegen wurden gute Erfahrungen gemacht, weshalb hier einige Trainer und Unternehmen bei Online-Formaten bleiben werden. Hybride Formate sind aufgrund ihrer Komplexität und fraglichen Effizienz nur als Notlösungen anzusehen.

Um zu gewährleisten, dass der Seminarleiter – egal, ob für hybride oder reine Präsenzformate – genau die Technik zur Verfügung gestellt bekommt und die Betreuung durch das Hotel erfährt, die er sich wünscht – und hier schließt sich der Kreis – ist es unumgänglich, dass vor Veranstaltungsbeginn alle Anforderungen im Dialog zwischen Veranstaltungsplaner, Hotel und Trainer geklärt werden. Exzellente Weiterbildung gelingt nur mit einer exzellenten Vorbereitung, die eine exzellente Kommunikation zwischen allen Beteiligten voraussetzt. Die Exzellenten Lernorte hoffen, durch diese und weitere Trainer-Trendumfragen einen Beitrag zur Besserung des Status Quo zu leisten – um gemeinsam die Weiterbildungswelt von morgen gestalten zu können.

Über den Autor

Portrait von Raphael Werder

Raphael Werder

Der Artikel wurde stellvertretend für die Arbeitsgruppe Trainer der Exzellenten Lernorte geschrieben von Raphael Werder. Zur Kooperation der Exzellenten Lernorte gehören derzeit 21 der innovativsten Tagungshotels in Deutschland. Der komplette Artikel mit allen Umfrageergebnissen und Schaubildern ist erschienen im Magazin LERNRAUM, Ausgabe 02-2023.

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